Gerade in der Vorweihnachtszeit, die neben Ruhe und Besinnlichkeit auch von Kommerz und Kaufrausch geprägt ist, ist es wichtig, den Blick auch auf diejenigen zu richten, die Unterstützung benötigen.
Das Bayerische Rote Kreuz betreibt im Freistaat mehrere Tafeln, die alle der jüngsten Gemeinschaft des BRK, der „Wohlfahrts- und Sozialarbeit“ (WuS), zuzuordnen sind. Sie wurde vor zehn Jahren gegründet und widmet sich unter anderem den Themen Armut und Bedürftigkeit. Mit ihrem sozialen Engagement helfen die vielen tausend Ehrenamtlichen der Wohlfahrts- und Sozialarbeit nicht nur anderen, sie entwickeln sich auch persönlich weiter und prägen das gesellschaftliche Klima, indem sie Verantwortung übernehmen.
Ein Ort, an dem dies geschieht, sind die Tafeln. Sie werden fast ausschließlich ehrenamtlich betrieben.
Der große und weiter steigende Andrang, den die Tafeln in den letzten Monaten erlebt haben, lässt allerdings aufhorchen und ist alarmierend. Diese Einrichtungen sind für viele Menschen in unserer Gesellschaft eine große Hilfe, stoßen aber zunehmend an ihre Belastungsgrenzen.
Egal ob Arbeitssuchende, Alleinerziehende, Rentner*innen oder Geflüchtete - sie alle finden bei der Tafel Lebensmittel und sichern damit ihre Existenz. Die Tafeln sammeln qualitativ einwandfreie Lebensmittel, die im Wirtschaftsprozess nicht mehr verwendet werden, und verteilen sie an sozial und wirtschaftlich benachteiligte Menschen. Immer mehr Menschen sind auf diese Unterstützung angewiesen.
Die Geldspenden gehen zurück und auch die Lebensmittelspenden nehmen in Quantität und Qualität deutlich ab. Zwar ist die Situation in der Dachauer Tafel erfreulicherweise deutlich besser, was nicht zuletzt auch auf den intensiven Einsatz der Tafelleitung zurückzuführen ist, jedoch ist insgesamt ein Rückgang festzustellen. Gleichzeitig wirkt sich die gesamtgesellschaftliche Situation auf die Bedürftigkeit der Menschen aus und wir sehen täglich, wie die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinander geht. Fakt ist, dass Armut in Deutschland auch eine Frage des Alters und des Geschlechts ist: Auffallend viele Frauen im Rentenalter sind entweder armutsgefährdet oder leben in Armut
Die Zahl der Anspruchsberechtigten in den Tafeln steigt seit Jahren. Armut ist in Deutschland ein oft tabuisiertes Thema, das mit viel Scham verbunden wird. Dabei ist Armut in der Mitte unserer Gesellschaft sichtbar und sollte jeden von uns betreffen und ehrlicherweise auch betroffen machen
Nachhaltigkeitskonzepte von Supermärkten zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung sind natürlich zu begrüßen, haben aber auch Auswirkungen auf die Tafeln in Bayern - in Form von weniger Lebensmittelspenden.
Es wird immer deutlicher, dass die Tafeln an ihre Grenzen stoßen. Im Jahr 2022 waren nach ersten Ergebnissen des Mikrozensus insgesamt 20,9 Prozent der Bevölkerung in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen. In der Vorweihnachtszeit, aber auch das ganze Jahr über, sollten aus Sicht des Bayerischen Roten Kreuzes nicht nur Geschenke im Vordergrund stehen, sondern auch Spenden - sei es in Form von Zeit im Rahmen eines Ehrenamtes oder Geld zur Unterstützung von wohltätigen Projekten wie den Tafeln.
Auch in einem reichen Land wie Deutschland gibt es Menschen, die in Armut leben und es werden täglich mehr. Solidarität und Zusammenhalt sind gerade in der Weihnachtszeit wichtiger denn je.
Für die Wertschätzung der Arbeit der Dachauer Tafel, die durch den heutigen hochkarätigen Besuch zum Ausdruck kommt, bin ich überaus dankbar. Das ist eine hohe Anerkennung für die - rein ehrenamtliche - Arbeit von Edda Drittenpreis, Albert Solleder und ihrem gesamten Dachauer Tafel-Team! Dieses Team ist eine große Familie, gemeinsam wird hier in der Brunngartenstraße ein wichtiger Akzent gegen unsere Wegwerfgesellschaft gesetzt. Und vor allem wird hier Bedürftigen menschlich und effektiv geholfen. Deshalb ist die Dachauer Tafel auch ein Kernstück des Leistungsangebots des BRK-Kreisverbandes Dachau.
Wer sich ehrenamtlich in der Gemeinschaft „Wohlfahrts- und Sozialarbeit“ engagieren möchte, kann sich an den BRK-Kreisverband vor Ort wenden (www.brk.de/ehrenamt) und sich in vielfältiger Weise einbringen.