Die Datenlage ist eindeutig: In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Zahl der pflegebedürftigen Menschen auf 5,2 Millionen erhöht und damit mehr als verdoppelt. Ein weiterer Anstieg ist – bedingt durch die demografische Entwicklung – unausweichlich. Die Pflegeversicherung schreibt ein Milliardendefizit. Bis zum Jahr 2049 werden in Deutschland laut dem Statistischen Bundesamt voraussichtlich mindestens eine Viertelmillion Pflegekräfte fehlen.
"Die Zeit drängt nicht nur, vielmehr läuft sie uns bereits davon. In unseren 124 Pflegeeinrichtungen des Bayerischen Roten Kreuzes spüren wir den dringenden Handlungsbedarf in der Pflege", so BRK-Präsidentin Angelika Schorer.
Die Auslastung der BRK-Pflegeheime liegt im Jahr 2024 bei 90,45 %, im Vorjahr lag sie bei 88,5 %. „Das ist zwar erfreulich, jedoch könnten noch mehr Plätze belegt werden, wenn es uns gelänge dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“ Von 11.639 Pflegeplätzen sind in Einrichtungen des Bayerischen Roten Kreuzes derzeit nur 10.385 belegt. Schorer betont: „An der Nachfrage nach Pflegeplätzen mangelt es nicht. Es fehlt schlicht an Fachkräften, um die vorhandenen Kapazitäten auszulasten.“
Im Regierungsbezirk Mittelfranken verschlechterte sich die Belegungsquote im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent. Im Regierungsbezirk Niederbayern um knapp 1 Prozent. In allen anderen Regierungsbezirken stieg die Belegungsquote erfreulicherweise um 2,32 (Oberpfalz) bis 6,96 (Unterfranken) Prozent. Alle Zahlen beziehen sich auf Einrichtungen des Bayerischen Roten Kreuzes.
Als „besorgniserregend“ bezeichnet die für die Wohlfahrt zuständige Vizepräsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes, Brigitte Meyer, die Tatsache, dass die Anzahl an Pflegeplätzen weniger wird – obwohl perspektivisch mehr benötigt werden. So verringerten sich bereits von 2022 auf 2023 die Anzahl der Pflegeplätze in Einrichtungen des Bayerischen Roten Kreuzes um 586 Plätze (4,7 Prozent) und von 2023 auf 2024 um 315 Plätze (2,6 Prozent).
„Der allgegenwärtige Fachkräftemangel nötigt uns zur Streichung von Pflegeplätzen und zur Schließung von Einrichtungen. Mit jeder Einrichtung, die in Bayern schließt, schwindet ein Teil der sozialen Ader unserer Gesellschaft“, so Vizepräsidentin Brigitte Meyer. „Es schwindet aber auch das Dienstleistungsangebot, das wir erbringen und das so dringend gebraucht wird. Wir verlieren ohnehin rare Fachkräfte und Arbeitskräfte wenden sich ab. Der Teufelskreis mutiert zur Teufelsspirale.“
Präsidentin Angelika Schorer fordert: „Es braucht klare Signale und unterstützende Maßnahmen der Politik, denn die Prognosen für die Zukunft sind allesamt beunruhigend und erfordern jetzt entschlossenes Handeln aller Verantwortlichen.“
Das Bayerische Rote Kreuz hat im Rahmen eines Maßnahmenpapiers „Sozialer. Besser. Stärker.“ diverse Maßnahmen zur Verbesserung der Pflegesitutation zusammengestellt. Zu diesen zählen unter anderem:
- Aufwertung des Pflegeberufs
- Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen
- Entbürokratisierung der Pflege
- Reform der Pflegeversicherung
- Einem Versorgungskollaps entgegenwirken
Die einzelnen Maßnahmen finden Sie hier: https://go.brk.de/sozialerbesserstaerker