Stephan Strittmatter, Jürgen Terstappen und Florian Kristek bilden die neue Spitze der Bereitschaften auf Landesebene. Im Interview verraten sie, was besser laufen muss, wem sie sich wieder annähern wollen, und was abgeschafft gehört.
Herzlichen Glückwunsch zur Wahl, ihr Drei! Warum wolltet ihr bei den Bereitschaften auf Landesebene Verantwortung übernehmen?
Strittmatter: Uns geht’s allen drei um das Gleiche. Wir wollen die Strategie der Bereitschaften sichtbar machen und auf Landesebene Rückhalt für die Bereitschaften vor Ort geben, also die Weichen stellen für eine effektive Arbeit an der Basis.
Kristek: Außerdem ist uns eine offene und ehrliche Kommunikation untereinander wichtig sowie die Transparenz unserer Entscheidungen. Uns eint, dass wir die Bereitschaften nach vorne bringen wollen. Wir sind alle durch und durch Rotkreuzler. Das ist nicht bloß so daher gesagt, wir sind in unseren Kreisverbänden vor Ort weiterhin aktiv und wollen es auch bleiben. Diese Arbeit ist entscheidend für unsere jetzigen Ämter.
Was sind eure Zukunftsthemen, was muss angepackt, verändert, verbessert oder abgeschafft werden?
Terstappen: Einige Regularien gehören abgeschafft. Wir kasteien uns selbst oft mit einer Vielzahl an Regelungen. Der formale Rahmen für vieles ist überzogen und an der Basis nicht nachvollziehbar. Die Regularien sind außerdem oft nicht umsetzbar oder wir überholen uns mit neuen Vorschriften. Das muss einfacher und vernünftiger gestaltet werden. Außerdem hat das Thema „Zivil- und Bevölkerungsschutz“ an Bedeutung gewonnen, aber nicht an Dynamik. Wir stehen hier vor einem riesigen Berg und müssen uns fragen: Steigen wir drüber oder gehen wir außen rum, wie gehen wir das an? Die Erwartungshaltung an uns als Bereitschaften ist groß, daher müssen wir schnell Strategien entwickeln.
Strittmatter: Ein weiteres Zukunftsthema ist die Ausbildung. Sie muss nachvollziehbarer und nützlicher gestaltet werden, damit sie vor Ort wirklich hilft und Sinn macht.
Kristek: Ich denke auch, dass wir uns mit unseren Regularien das Leben schwer machen. Der Einstieg in das Rote Kreuz sollte so einfach wie möglich sein. Jemand, der Mitglied werden und helfen will, darf nicht drei Jahre brauchen, um dann erst mitwirken zu können aufgrund zahlreicher Ausbildungsschritte. Wir wollen die Menschen mit offenen Armen empfangen und durch unseren Verband führen. Die Ausbildungsverordnung der Bereitschaften ist dafür zu groß und komplex.
Zu dritt bildet ihr die Spitze der BRK-Bereitschaften, teilt ihr euch einzelne Bereiche auf? Wer macht was?
Strittmatter: Ja, wir haben die Bereiche grob aufgeteilt. Ich übernehme die Themen Administration, gemeinschaftsübergreifende und landesweite Themen sowie die Arbeit auf Bundesebene. Jürgen bearbeitet die Themen rund um Wissenschaft und Recht und ist Mitglied im Landesvorstand und im Präsidium. Flo kümmert sich um den Katastrophen- und Zivilschutz und das BayZBE. Aber wir drei wollen über die Grundthemen gleichermaßen Bescheid wissen. Wir werden als Team auftreten und uns auch gegenseitig vertreten können.
Stichwort Katastrophenschutz – was läuft gut, wo besteht eurer Meinung nach Verbesserungsbedarf?
Strittmatter: Auf örtlicher Ebene funktioniert der Katastrophenschutz gut, die Einsatzeinheiten sind handlungsfähig. Verbesserungspotentiale sehen wir bei überörtlichen Strukturen, wie etwa der Medical Task Force, den Kontingenten oder der Zusammenarbeit mit Stakeholdern der Gefahrenabwehr. Natürlich sind Sonderlagen immer eine Herausforderung. Einsätze könne wir gut abarbeiten. Es geht um das Feintuning und darum die Leistung auch auf die Straße zu bringen bei größeren Katastrophenfällen.
Terstappen: Ich sehe bei der Vernetzung nach unten Verbesserungsbedarf. In den letzten Jahren haben wir uns hier vom Rettungsdienst entfernt und damit Stärken verloren. Da müssen wir wieder hin und uns auch intern im Verband wieder besser vernetzen.
Kristek: Der administrative Bereich ist gefordert. Was wir als Rotes Kreuz wieder lernen müssen ist, dass die Gemeinschaften und der Rettungsdienst zusammenhalten müssen. Wir dürfen uns nicht voneinander entfernen.
Wo seht ihr die Bereitschaften in vier Jahren?
Strittmatter: Die Entscheidungsfindungen sind transparenter und die Verbandskommunikation ist ebenenübergreifend besser. Es gibt eine klarere Strategie für die Bereitschaften und klare Ziele. Der Dienstleistungsfaktor auf Landesebene ist spürbar durch den Support der Bezirke und des Landesverbands.
Terstappen: Die Rollenschärfung ist mir ein Anliegen. Wir sind nicht diejenigen, die den Kreisverbänden die Arbeit erklären. Wer hat auf welcher Ebene welche Aufgaben – das muss klar sein.
Kristek: Das Miteinander wird von allen Ebenen miteinander gestaltet. Alle haben ein Ziel und jedem ist seine Rolle klar. Dann kommen wir auch gemeinsam noch weiter nach vorne.