Mit 60.000 aktiven Mitgliedern sowie 70.000 Förderern stellt die Wasserwacht-Bayern die größte Gemeinschaft innerhalb des BRK. Rettungsschwimmen und die um Zusatzqualifikationen wie eine Sanitätsausbildung erweiterte Wasserrettung sind die beiden zentralen Tätigkeiten der professionellen Hilfsorganisation, die auch als anerkannte Umweltschutzorganisation operiert. Mit 526 Ortsgruppen und 256 Schnelleinsatzgruppen kämpft die Wasserwacht-Bayern täglich gegen lebensgefährliche Unfälle wie Ertrinken.
Zur Stelle, wo immer sie gebraucht wird: Die Wasserwacht Bayern
Doch das Engagement der Wasserwacht macht auch vor Einsätzen im Katastrophenschutz nicht halt. Als im Herbst 2015 die Menschen zu zigtausenden nach Deutschland flohen, war die Wasserwacht zur Stelle, um Flüchtlinge zu betreuen, sie in die Jugendarbeit einzubinden oder ihnen einfach nur das Schwimmen beizubringen. Ob zur Unterstützung der anderen Bereitschaften als betreuende Instanz in der Flüchtlingsunterkunft in Simbach/Inn oder als Zugbegleitung für die Geflüchteten auf ihrem Weg zu den Erstaufnahmeeinrichtungen: Die Wasserwacht war und ist da, um zu helfen. Besonders hervorzuheben ist das breite Angebot an Schwimmkursen für Geflüchtete. Hier gilt es in erster Linie, neben dem Schließen von Wissenslücken und der Schaffung eines Gefahrenbewusstseins, den oftmals traumatisierten Menschen die Angst vor dem Wasser wieder zu nehmen und Freude am Schwimmen zu vermitteln. Die Prävention gegen den Ertrinkungstod ist und bleibt die oberste Aufgabe der Wasserwacht, Schwimmen in der Bevölkerung als Grundfähigkeit fest zu verankern lautet die Mission. Ob aufgrund von fortschreitendem Bädersterben oder eines sich wandelnden Freizeitverhaltens: Schwimmen steht als Sport wie auch als Fähigkeit nicht mehr im Vordergrund. Dem gilt es, entgegenzuwirken. Die Maßnahmen im Kampf gegen den Ertrinkungstod umfassen neben einer passgenau auf die Einsatzanforderungen zugeschnittenen Grundausbildung der Wasserwacht-Mitglieder auch konkrete Präventivaktionen wie die Bereitstellung eines umfangreichen Angebots an Schwimmkursen und Rettungsschwimmkursen.
Uns ist es vor allem wichtig, dass die Menschen wieder ein Bewusstsein für die Gefahren am und im Wasser bekommen.
Thomas Huber, der neue Vorsitzende der Wasserwacht Bayern
Badeverbote sollte man genauso ernst nehmen, wie die Baderegel, dass man nicht in unbekannte Gewässer springen soll. „Wichtig ist es vor allem, seine eigene Leistungsfähigkeit richtig einzuschätzen.“ Mit einem eigens entwickelten Katalog an Baderegeln wirkt die Wasserwacht Bayern auf eine Sensibilisierung der Bevölkerung hin. „Das sind ein paar Grundregeln für ein sicheres Vergnügen am und im Wasser. Aber Schwimmen ist eindeutig mehr, als nur Baden gehen. Das muss jedem bewusst sein“, so Huber.
Perspektiven für die Wasserwacht Bayern
Seit Mai 2017 ist Thomas Huber der neue Chef der bayerischen Wasserwachten. Der Landtagsabgeordnete aus dem Landkreis Ebersberg tritt damit die Nachfolge von Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf an, die sich nach acht Jahren nicht mehr zur Wahl stellte. Huber formuliert einen klaren Kurs für die größte Wasserrettungsorganisation Bayerns:
Mir ist es wichtig, dass wir künftig den Takt angeben und Standards für die Wasserrettung setzen. Wir müssen Innovationen mehr unterstützen, uns weiterentwickeln und trotz des Ehrenamtes Profis sein und bleiben. Jeder in Bayern soll wissen: Die Wasserwacht ist da. Überall, jederzeit, professionell und ehrenamtlich, weil uns die Menschen am Herzen liegen.
Thomas Huber Chef der bayerischen Wasserwachten
Nachwuchsarbeit ist wichtig
Eine zentrale Aufgabe, der sich die Wasserwacht Bayern zu stellen hat, ist somit zu gewährleisten, dass ausreichend Personal zur Verfügung steht. Nur so kann sichergestellt werden, dass nicht nur das Angebot an Schwimmkursen und damit die Schwimmfähigkeit, sondern auch ein Höchstmaß an Sicherheit und Hilfe beim Baden erhalten bleiben. Besonderes Augenmerkt gilt es daher auf die Nachwuchsarbeit zu richten. Wie gewinnt man Menschen für ein Engagement bei der Wasserwacht? Die Kampagne "Mach mit" setzt ein Signal: Mit einem Imagefilm, der u.a. zur Premiere des Hollywood-Blockbusters „Baywatch“ die Recruiting-Aktionen der Bayerischen Wasserwachten flankierte. Über 40 Wasserwachten nutzten die Chance am 1. Juni dieses Jahres, sich in Kinos mit kleineren und größeren Aktionen zu präsentieren.
Doch kann die Wasserwacht mit ihren Mitgliedern nicht allein in die Pflicht genommen werden, sich für Vorbeugung und Schwimmfähigkeitenerwerb einzusetzen.
Menschen müssen wieder ein Bewusstsein für Gefahren am und im Wasser entwickeln. Schwimmen muss eine Grundkompetenz sein wie Fahrradfahren.
Peter Astashenko, Geschäftsführer der Wasserwacht Bayern