Anfänglich oft nur ein dürres Rohrgestell, gerade stabil genug, um die Patienten im stehenden Fahrzeug auf wacklige Behandlungshöhe zu bringen – zum Transport musste die Trage wieder abgesenkt werden. Trotzdem damals vor 55 Jahren schwer innovativ, unterschied die DIN 75080 in ihrem 1967 neuen Teil 2 doch erstmals den „Rettungswagen“ vom Krankentransportwagen. Ein Quantensprung, seinerzeit.
Später, ab Ende der 1970er Jahre, wurde der Tragentisch bequemer, gefederter, elektrisch betriebener. Und konnte sich wegen seiner Universalität über die 80er, als die Tragen zu Roll-in-Fahrtragen mit klappbarem Untergestell wurden, bis noch weit in das neue Jahrtausend retten. Keine andere Tragenaufnahme konnte und kann durch ihre genormten Schnittstellen derart flexibel eingesetzt werden. Egal ob verschiedene Fahrtragen mit und ohne Untergestell, Inkubator oder zur Not auch mal KatS-Klapptragen – kein anderes System bot und bietet in den Krankentransport- und Rettungswagen ein solches breites Einsatzspektrum.
Freilich – ein grundlegendes Manko blieb und erwies ich über das letzte Jahrzehnt als zunehmend aus der Zeit gefallen: die Ergonomie dieses Systems ist und war nie optimal. Als Problem blieb die Beladehöhe, die Trage und auch der Tragentisch mussten oft regelrecht hochgewuchtet werden.
Pandemiebedingt und der gegenwärtigen Situation an den Beschaffungs- und Rohstoffmärkten geschuldet, werden die letzten Rettungswagen und Krankentransportwagen mit klassischer Tragenaufnahme und Roll-in-Fahrtrage nun erst zur Jahresmitte 2022 ausgeliefert.
Ab der kommenden Fahrzeuggeneration ist damit Schluss - und auch die traditionelle manuelle Roll-in-Fahrtrage darf langsam in Rente gehen.
Die ab dem dritten Quartal 2022 nachfolgenden Rettungswagen und Krankentransportwagen sind alle mit elektrohydraulischen Fahrtragen und Beladesystem von Stryker ausgerüstet, in den RTW findet sich für eine verbesserte Ergonomie auch eine höhenverstell- und seitenverschiebbare sowie zusätzlich gefederte Plattform für das Beladesystem.
Die Rettungswagen im Rettungsdienst Bayern bauen auch weiterhin auf einem Mercedes-Benz Sprinter 519 CDI-Fahrgestell auf, der RTW-Auf- und Ausbau kommt ab 2023 ebenfalls weiter von der Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeug GmbH (WAS).
Bei den KTW und NEF finden jedoch im Jahr 2023 Modell- und Typenwechsel statt, der KTW wird ab Anfang 2023 auf einem MAN TGE 3.140 anstelle des bis zum Jahresende beschafften Ford Transit aufgebaut - und das Notarzt-Einsatzfahrzeug ebenfalls ab 2023 auf einem Mercedes-Benz Vito 119 CDI 4x4 statt auf dem von BMW 2022 eingestellten 2er Gran Tourer. Ausgebaut werden NEF und KTW wie bisher von Ambulanz Mobile in Schönebeck.
Alle Rettungsmittel der Folgegeneration werden wir hier zu gegebener Zeit gerne ausführlich vorstellten.
Stay tuned!