Mit völligem Unverständnis und mit Empörung reagiert das Bayerische Rote Kreuz auf die jüngste Attacke von verdi, mit der die Tarif-Auseinandersetzung um Arbeitszeiten und Pausenzeiten im Rettungsdienst durch die Nutzung des Markenzeichens der bekannten ARD-Krimiserie "Tatort" in die Nähe von kriminellen Machenschaften gerückt wird. Verdi hat in der vergangenen Woche eine entsprechende Kampagne gestartet.
"Wir sehen uns in die Nähe von Vergewaltigern, Kinderschändern und Mördern gerückt", sagt BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk, Tarifverhandlungsführer für die 23.500 Beschäftigten des BRK. Denn durch die Verwendung des Tatort-Logos mit einem schwarzen Kreuz in der Mitte würde suggeriert, dass im BRK tagtäglich nicht nur Rechtsverletzungen sondern sogar Verbrechen begangen würden, wenn Mitarbeiter des Rettungsdienstes in Ausübung ihres Dienstes am Unfallopfer oder am verletzten Menschen in Ausnahme- und Notfällen die gesetzlich vorgeschriebene Höchstarbeitszeit von 12 Stunden überschritten, so das BRK.
"Wir nehmen Arbeitszeitgesetzverletzungen nicht einfach billigend in Kauf", so Reinhold Dietsch, Bezirksgeschäftsführer des BRK Unterfranken und stellvertretender Verhandlungsführer des BRK und verweist auf die bereits vom BRK intern getroffene Regelung von festen Pausen im qualifizierten Krankentransport. In der Notfallrettung sei dies jedoch fast unmöglich. Hier mache das BRK von der gesetzlich erlaubten Möglichkeit der Vereinbarung von Kurzpausen Gebrauch, was im Übrigen auch mit der Gewerkschaft verdi tarifvertraglich so geregelt sei. Denn Notfallrettung und starre Arbeits- und Pausenzeiten passen nicht zusammen, so das BRK.
Dabei will das BRK nicht missverstanden werden: "Eine möglichst geregelte und ausreichende Freizeit für unsere hart arbeitenden Mitarbeiter ist uns wichtig, auch Pausen zur Nahrungsaufnahme und zur Entspannung während der körperlich anstrengenden Arbeit im Rettungsdienst", so Dietsch. Priorität habe jedoch die Notfallversorgung von verletzten und erkrankten Menschen. Daran ändere auch ein entsprechendes Rundschreiben des Bayerischen Sozialministeriums nichts. "Kein Rotkreuzler lässt einen Verletzten unversorgt, weil die Ruhepausenregelung verletzt sein könnte", so Dietsch.
Im Übrigen habe man arbeitgeberseitig der Gewerkschaft bereits eine Menge an Zugeständnissen gemacht, zum Beispiel sei das BRK nach wie vor bereit, bei der Berechnung von sogenannten Bereitschaftszeiten, also Zeiten, in denen Mitarbeiter des Rettungsdienstes auch Ruhe finden könnten, alle Zusatzarbeiten vollständig zu berücksichtigen. Damit könne die Zahl der Rettungswachen mit einem Arbeitszeitansatz von 45 Stunden deutlich gesenkt werden, ist sich das BRK sicher. Statt jedoch hieran konstruktiv weiter zu arbeiten, verfalle verdi in einen völlig deplatzierten Kampfmodus und blockiere so für zahlreiche weitere Beschäftigtengruppen eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, so zum Beispiel für die über 7000 BRK-Mitarbeitende in der Altenhilfe und für die über 1400 Mitarbeitenden in den Kindertagesstätten. Auch die vom BRK bereits angebotene Höhergruppierung der Notfallsanitäter stockt durch diese Blockadehaltung von verdi, sagt BRK-Verhandlungsführer Stärk. "Einige Hardliner bei verdi nehmen tausende von Mitarbeitenden in Sippenhaft, weil sie ihre überzogenen Forderungen wie zum Beispiel eine 30-Stunden-Woche im Rettungsdienst oder Nachtschichten nur noch für Junge bei uns nicht durchbekommen", so der Verhandlungsführer.
Das BRK weiß die überwältigende Mehrheit seiner Mitarbeiter hinter sich und kritisiert die jüngste Eskalation als völlig unnötig und kontraproduktiv. "So finden wir keine gemeinsamen Lösungen", sagt Leonhard Stärk und ruft verdi zur Rückkehr zu sachgerechten und lösungsorientierten Verhandlungen auf.