Bei einem Notfall-Rettungseinsatz oder Krankentransport wurden die Daten des Patienten, die logistischen Daten und die medizinischen Maßnahmen bisher noch auf einem Papierprotokoll mit dreifachem Durchschlag dokumentiert. Die Patientenübergabe im Krankenhaus erfolgte durch ein mündliches Gespräch und die Übergabe der Dokumentation. Die Abrechnungsdaten wurden auf verschiedenen Wegen zur Zentralen Abrechnungsstelle des Rettungsdienst Bayern gesandt.
Um den gesamten Datenfluss zu vereinheitlichen und zu verbessern, Systembrüche und damit Fehleingaben und Missverständnisse zu vermeiden, ist es sinnvoll, alle Daten bereits elektronisch zu erfassen und auch auf diesem Wege weiter zu geben. Um dieses Ziel umzusetzen und damit eine Forderung des BayRDG zu erfüllen, hat das Bayerische Rote Kreuz mit dem Mandat der ARGE der Durchführenden im Rettungsdienst Bayern und in Abstimmung mit dem Bayerischen Innenministerium das Projekt Telematik II gestartet. Das Logistik-Kompetenz-Zentrum Prien wurde mit dem Projektmanagement beauftragt.
Dazu ist es nötig, dass alle rund 1.500 öffentlich-rechtlichen Rettungsfahrzeuge mit mobilen Tablet-PCs ausgestattet werden. Hierzu gehört neben der Hardware auch die Einweisung aller haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter im Rettungsdienst in die Handhabung der Software auf dem Gerät. Durch die elektronisch erhobenen Daten wird es möglich, dem gesetzlichen Auftrag zu Statistik, Qualitätsmanagement und wissenschaftlicher Auswertung nachzukommen. "Durch den Einsatz einer speziell für die Bedürfnisse des Rettungsdiensts entwickelten Hard- und Software wird es möglich sein ein durchgängiges Qualitätsmanagement für die Präklinik zu etablieren." sagt Johann-Peter Hausl, Bereichsleiter Rettungsdienst in der BRK-Landesgeschäftsstelle.
Nach intensiven Vorarbeiten der Projektgruppe und einer Pilotphase ist der Roll-Out erfolgreich gestartet und soll noch in diesem Jahr zum Großteil abgeschlossen werden. Derzeit wird der zehnte von 26 Rettungsdienstbereichen in Bayern ausgestattet. Das Kostenvolumen des Projekts von ca. 9 Mio. ? wurde von den Kostenträgern positiv bestätigt. Aufgrund des positiven Verlaufs der Systemeinführung wurde das Projekt vom Bayerischen Innenministerium bereits als Leuchtturmprojekt bezeichnet. "Telematik ist der schnellste und deshalb oft lebensrettende Weg vom Einsatzort zur Klinik" sagt Theo Zellner, Präsident des BRK.
"Der Mehrwert zum Wohle des Patienten zeigt sich auch darin, dass eine durchgängige und umfassende Vorverständigung der aufnehmenden Klinik direkt vom Einsatzort möglich ist und somit dort Prozesse beschleunigt werden." sagt Dieter Deinert, BRK-Landesgeschäftsführer.
Des Weiteren wurde das Projekt unter die ersten drei Finalisten des eGovernment-Wettbewerbes in der Kategorie eHealth gewählt und wurde am 11.06.2014 in Berlin einer Fachjury präsentiert. Die Platzierung wird am 01.07.2014 im Rahmen des Berliner Zukunftskongresses bekannt gegeben.
Im Rahmen einer Pressekonferenz wird BRK-Präsident Theo Zellner, begleitet von Landesgeschäftsführer Dieter Deinert, das Projekt vorstellen und der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann über die Möglichkeiten zur direkten Übermittlung von Patientendaten vom Rettungswagen ins Krankenhaus sprechen.