Die Infektionstransporte im Rettungsdienst sind in den letzten vier Monaten um fast das Vierfache gestiegen. „Mir fehlt die Solidarität der Ungeimpften gegenüber unseren Rettungs- und Pflegekräften. Es ist längst keine Privatsache mehr, sich nicht impfen zu lassen. Vielmehr ist das Impfen ein notwendiger Akt zur Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems. Die Freiheit des Einzelnen, sich nicht impfen zu lassen, hört dort auf, wo die Gesundheit des Anderen gefährdet ist“, so Zellner.
Obwohl im Dezember 2020 ein historischer Höchststand an Infektionstransporten erreicht wurde, konnten sie vergleichsweise besser bewältigt werden. Die derzeitige Überlastung der Intensivstationen und Notaufnahmen, die zu einem überwiegenden Teilen durch ungeimpfte Patienten belegt sind, macht die Situation heute deutlich dramatischer. Schwer erkrankte oder verletzte Notfallpatienten müssen teilweise stundenlang in weit entfernte Kliniken transportiert werden.
Auch die Gesamtzahl der Einsätze steigt: So ist beispielsweise die Zahl der Einsätze (in KW 43) in Schwaben um 15 % und in Oberbayern-Ost um 18 % im Vergleich zum sonstigen Durchschnitt gestiegen.
„Krankheits- und quarantänebedingte Ausfälle bei Mitarbeitenden im Rettungsdienst und die wieder sehr hohe psychische Belastung, lange Transportzeiten und insgesamt höhere Schutzmaßnahmen stellen eine außerordentliche Belastung des Rettungsdienstes dar“, so BRK-Präsident Theo Zellner. „Die schwierigste Phase der Pandemie steht uns in den kommenden Wochen bevor.“
„Es ist erwiesen, dass der einzige Schutz und der einzige Weg aus der Pandemie die Coronavirus-Schutzimpfung ist. Angesichts der dramatischen Situation ist jetzt das Momentum für jede und jeden Unentschlossenen, den Weg zur Impfung zu beschreiten“, appelliert Stephanie Freifrau von Freyberg, Landesbeauftragte des Malteser Hilfsdienst in Bayern.
„Ein weiterer wichtiger Baustein zur Bekämpfung der Pandemie sind neben der Impfung das Tragen von FFP2-Masken, das Halten von Abstand und die Beachtung der Hygieneregeln sowie die Möglichkeit, sich regelmäßig zu testen“, sagt Jürgen Wanat, Mitglied im Johanniter-Landesvorstand. „Daher begrüßen wir, dass Tests wieder kostenfrei möglich sind. Und nutzen Sie auch die Möglichkeit der Auffrischungsimpfung. Denn Nachlässigkeit können wir uns jetzt nicht erlauben.“
„Die Impfquote in Bayern ist absolut enttäuschend“, sagt Norbert Tessmer, stellvertretender Landesvorsitzender des ASB Bayern. „Es scheint bis zum heutigen Tage nicht annähernd gelungen, ausreichend Menschen von der gesamtgesellschaftlichen Bedeutung der Corona-Schutzimpfung zu überzeugen. Es liegt weiterhin an jedem und jeder nun verantwortungsvoll zu handeln, sich selbst und der Allgemeinheit gegenüber.“
Die bayerischen Hilfsorganisationen, der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), das Bayerische Rote Kreuz (BRK), die Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und der Malteser-Hilfsdienst (MHD), sind wichtige Partner in der Bewältigung der Coronavirus-Pandemie. Die angespannte Lage in der Pflege und auch dem Rettungsdienst verfolgen die Organisationen mit Sorge.