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Ein normales Leben ermöglichen – Behindertenarbeit im BRK

Ein junger Mann mit einer Körperbehinderung im Rollstuhl möchte nach seiner Ausbildung im Beruf durchstarten. Doch er benötigt Unterstützung: einerseits für den Arbeitsweg und andererseits ein paar unterstützende Handgriffe im Job, sonst kann er seinen Beruf nicht ausüben. Wo bekommt er Hilfe? Und wie sieht die aus?

In diesem Fall wäre ein*e Assistent*in ideal, um den jungen Mann die nötige Hilfestellung zu geben, damit ein normales Leben für ihn möglich ist. „Ein normales Leben ermöglichen“ – das ist das Stichwort für Simone Kern, Teamleiterin Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie im BRK. Sie koordiniert u.a. die OBA-Dienste (Offene Behindertenarbeit) und sozialpsychiatrische Dienste für Menschen mit psychischen Erkrankungen. In 24 Kreisverbänden gibt es Beratungsstellen und Bildungsangebote für Menschen mit Behinderung. Dazu zählt bspw. die Vermittlung von Assistent*innen oder Alltagshelfer*innen, aber auch Sportkurse oder Ausflüge werden angeboten, in Corona-Zeiten mit Hygienemaßnahmen. Eine Mutter mit autistischem Kind kann sich ebenso über Unterstützungsmöglichkeiten beraten lassen und das Netzwerk des BRK zur Weitervermittlung nutzen. Der familienentlastende Dienst ist so ein Fall. Simone Kern beschreibt diesen Service so: „Ehrenamtliche kommen in die Familien, kümmern sich um die Menschen mit Behinderung, sodass Angehörige Zeit für sich finden, Kraft tanken und so in ihrem Alltag entlastet werden. Sie sollen im wahrsten Sinne des Wortes einmal „rauskommen“ und abschalten.“ Im BRK überwiegen in der Behindertenarbeit ambulante Strukturen, die Betroffenen sollen zuhause unterstützt werden, um ihr Leben so normal wie möglich zu führen. Dabei spielt die Beratung eine große Rolle. „Am Anfang wird der individuelle Bedarf der Person ermittelt, dann wird man falls gewünscht zu Amtsgängen begleitet und im Verfahren unterstützt“, erklärt Simone Kern. In Corona-Zeiten wird auf die telefonische Beratung ausgewichen. In den Einrichtungen und Heimen des BRK war und ist Corona ebenfalls eine Herausforderung. „Bei den Gruppenangeboten werden zwar die AHA-Regeln angewendet, aber Menschen mit geistiger Behinderung haben oftmals Distanzprobleme und suchen die körperliche Nähe“, so Simone Kern. Die Tageszentren bieten mehr als nur eine warme Mahlzeit: „Sie sind ein Inklusionsort, in die Cafés kommen auch Menschen ohne Behinderung. Wenn diese nun schließen, bleiben viele soziale Kontakte auf der Strecke.“ Auch die Maske können viele nicht tragen, Rollstuhlfahrer*innen haben bspw. durch das ständige Sitzen ein reduziertesLungenvolumen. Sie dürfen dann nicht in die Supermärkte und brauchen umso mehr unsere Hilfe, um weiterhin ein normales Leben führen zu können. In der Pandemie sollten all diese Risikogruppen nicht vergessen werden. Schauen wir aufeinander, dann schaffen wir es miteinander.