Aus Sicht des BRK wurden vor Jahren die notwendigen Weichen nicht gestellt, um der gegenwärtigen Situation gewachsen zu sein.
„Der Katastrophenschutz wurde kaputtgespart“, so Präsident Theo Zellner. „Mit Ende des Kalten Krieges wurden Vorhaltungen für den Katastrophenschutz zurückgefahren. Man meinte, sowas nicht mehr zu brauchen.“„Heute rächen sich Einsparungen der letzten rund 30 Jahre. Diese Krise lehrt uns alle“, so Zellner. Das BRK ist seit fast 10 Wochen mit dem Thema der Materialbeschaffung befasst. Dabei hat das BRK bisher Rechnungen in zweistelliger Millionenhöhe beglichen. „Die Preise für solche Güter sind horrend. Keiner hat geahnt, dass billigste Einmalartikel wie Handschuhe, Schutzkittel oder OP-Masken in einem entwickelten Land wie Deutschland knapp werden könnten. Das ist der Preis der Globalisierung“, so Zellner. Statt blind auf die Mechanismen der Märkte zu vertrauen, plädiert Zellner für mehr Dezentralisierung zur Sicherstellung der Grundversorgung.
Dringender Handlungsbedarf am „Brennpunkt Pflegeheim“
Als große Infektionsherde müssen die Alten- und Seniorenheime an erster Stelle aller Dringlichkeiten stehen: „Die traurigen Folgen spüren wir in einigen Einrichtungen“, so Zellner. Deshalb ist es zwingend notwendig: „Pflegekräfte, aber auch Bewohnerinnen und Bewohner müssen ab sofort in regelmäßigen Abständen sogenannte Reihentestungen erhalten. Nur so lassen sich Infektionsrisiken auf ein Minimum beschränken und die gefährdetsten Personengruppen schützen.“ Mit Reihentestungen können Coronafälle sehr schnell erkannt und die Verbreitung in den besonders gefährdeten Bereichen weitgehend verhindert werden.
Es sind derzeit vor allem die Mitarbeitenden in den Alten- und Pflegeheimen, den Kliniken und dem Rettungsdienst, die das System am Laufen halten: „Die Politik macht das, was sie muss: Sie schafft Strukturen und die notwendige Basis. Doch jede Pflege- und Rettungskraft trägt wesentlich dazu bei, dass dieses System nicht in sich zusammenfällt und kollabiert. Klar ist: Nach dieser Krise gilt es alles daran zu setzen, diese Berufe grundlegend aufzuwerten und ihnen die Anerkennung zukommen zu lassen, die sie verdienen“, so der BRK-Präsident.