Retter in Bayern immer stärker gefordert. Kapazitäten in der Notfallrettung werden ausgebaut.
Wer in Bayern die Notrufnummer 112 wählt erhält innerhalb der gesetzlich geregelten Frist von 12 Minuten die richtige Hilfe. Eine Vorgabe, die regelmäßig vom Institut für Notfallmedizin (INM) der LMU und den Rettungsdiensten selbst überprüft wird. Grundsätzlich muss die Hilfsfrist in mindestens 80% der Fälle gewährleistet sein.
Nun haben die Retter an einigen Standorten in Bayern Probleme, diese Frist auch immer zeitgenau einzuhalten, obwohl die Durchführenden des Rettungsdienstes für Hilfsfristüberschreitungen nicht verantwortlich sind. So sind zum Beispiel die Einsatzzahlen im Rettungsdienst von 639 000 im Jahr 2006 auf 981 000 im Jahr 2015 gestiegen.
Leonhard Stärk: "Der wichtigste Grund ist, dass wir in den letzten Jahren circa 3 Prozent mehr Einsätze jährlich fahren müssen, weil die Bevölkerung Bayerns erstens wächst und zweitens immer älter wird. Kleine Kliniken im ländlichen Raum schließen und das führt zusätzlich dazu, dass längere Fahrtzeiten anfallen und der Rettungsdienst andernorts nicht zur Verfügung steht." Auch bieten die Hausärzte nicht mehr überall Hausbesuche an, so dass der Rettungsdienst wesentlich häufiger und schneller auch bei kleineren gesundheitlichen Problemen alarmiert wird. "Wenn nur zwei oder drei Hausärzte im Umfeld einer Rettungswache fehlen, steigt die Inanspruchnahme des Rettungsdienstes schon erkennbar", sagt Stärk.
Verbesserungen sind erforderlich, da sind sich alle Beteiligten einig. In vielen Rettungsdienstbereichen sollen Erhöhungen in der rettungsdienstlichen Vorhaltung vorgenommen werden, neue Rettungswachen entstehen oder verlegt werden. Dies entscheiden aber nicht die Hilfsorganisationen sondern der Zweckverband für Rettungsdienst un Feuerwehralarmierung auf der Grundlage von Festlegungen des Instituts für Notfallmedizin (INM) in München.
"Es wird also reagiert, aber so schnell wie sich die Veränderungen ergeben, so schnell können wir die rettungsdienstlichen Strukturen nicht nachziehen", sagt Stärk. Viel wichtiger als die Einhaltung des Schwellenwertes von 80% bei der 12-Minuten-Frist sei die sogenannte "golden hour für den Patienten. "Wir müssen bei dieser Diskussion die sogenannte "Prähospitalzeit" im Auge behalten und nicht den Blick verengen auf die Ausrückezeit des Rettungsdienstes. In längstens einer Stunde soll und muss der Patient in einer passenden Klinik sein. Um dieses Problem muss sich die Politik kümmern. Mir ist wichtig festzuhalten, dass wir die Versorgung der Bevölkerung ständig zu verbessern versuchen. Deshalb haben wir in den letzten Jahren auch recht viel investiert, zum Beispiel in digitale Patientendaten-Übertragungen und anderweitigen Prozessverbesserungen, weil wir diese Entwicklung haben kommen sehen."