Die Flucht einer afghanischen Familie endet im August 2015 in einem Alptraum: An der iranisch-türkischen Grenze wird die Familie getrennt. Der Mutter gelingt mit einer Tochter die Flucht nach Deutschland, ihren Ehemann und ihre zweite Tochter verliert sie auf diesem Weg.
Im April 2016 wendet sich die Frau an eine Suchdienstberatungsstelle des BRK, um über das Rote Kreuz nach ihrer Familie zu suchen. Fast vier Jahre vergehen ohne ein Lebenszeichen.
Das Unwahrscheinliche geschah: Der Ehemann, der inzwischen mit der zweiten Tochter im Süden des Irans lebt, fährt mehr als 1.300 km quer durch das Land, um beim Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Teheran nach seiner Frau und seiner Tochter zu suchen.
Auf der Online-Suchseite des IKRK
www.tracetheface.org zeigen ihm die Suchdienst-Kollegen die Fotos von Menschen, die nach ihren Angehörigen suchen. Unter hunderten von Bildern erkennt er seine Ehefrau. Dann geht es schnell: Das
IKRK Teheran und der
BRK KV Altötting organisieren ein Skypetelefonat und wenig später kann die Familie miteinander telefonieren. Nach fast vier Jahren der Trennung hat die quälende Ungewissheit ein Ende. "
Die Familie ist überglücklich, vor allem weil die beiden Töchter wohlbehalten beim Vater bzw. bei der Mutter leben", so die Leiterin des BRK-Suchdienstes, Eva-Maria Stary. "Wir freuen uns in jedem einzelnen Fall, wenn wir Antwort von anderen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften, beispielsweise aus Afghanistan, Somalia, dem Iran oder von anderen europäischen Partnergesellschaften erhalten und einen Kontakt herstellen können", so der Landesgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes, Leonhard Stärk. "Manchmal geschieht es auch, dass die gefundenen Angehörigen ihre Kontaktdaten nicht weitergeben möchten und keinen Kontakt wünschen, was wir respektieren."Allgemeines zum Suchdienst:
Auch vier Jahre nach dem großen Flüchtlingszustrom wenden sich immer noch sehr viele Menschen an den Suchdienst. Im ersten Halbjahr 2019 berieten die 13 hauptamtlichen und fünf ehrenamtlichen Suchdienst-MitarbeiterInnen des BRK in über 600 Anfragen Menschen, die infolge von Kriegen und bewaffneten Konflikten oder durch Flucht und Migration voneinander getrennt worden sind.
Weltweit werden derzeit mehr als 140.000 Menschen durch das Rote Kreuz gesucht. Diese hohe Anzahl ist hauptsächlich auf die Situation und die bewaffneten Konflikte im Nahen Osten, insbesondere im Jemen, zurückzuführen.