Fachkräftemangel und Hilfsfristeinhaltung – diese beiden Themen sind aktuell die größten Herausforderungen im bayerischen Rettungsdienst. Um beidem effektiv zu begegnen, will das Bayerische Rote Kreuz (BRK) seine Retter im Rahmen eines innovativen Projektes künftig in die Luft gehen lassen.
++ April, April! Dies war der Aprilscherz 2018 - wir hoffen, Sie hatten etwas Freude beim Lesen. Die hier angesprochen Themen wie Fachkräftemangel und Hilfsfristeinhaltung sowie nicht zuletzt aber ebenso Innovation und technische Weiterentwicklung nehmen wir - auch ohne gleich in die Luft zu gehen - zu 100% ernst. ++
Eingesetzt werden nach den Plänen des BRK anstatt konventioneller Rettungs- und Krankentransportwagen oder Notarzteinsatzfahrzeuge am Boden künftig autonom fliegende Personentransportdrohnen als sogenannte Rettungscopter (RTC).
Nach Angaben von BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk will man mit diesem Vorhaben die Hilfsfrist um 50% verkürzen und dem Problem der immer wieder geschlossenen Rettungsgassen wirksam begegnen. Der flugfähige Rettungstransporter wird mit der neuesten, emissionsfreien und wasserstoffbetriebenen Rotortechnik ausgestattet und auch in Fahrverbotszonen einfliegen können.
„Die Rettungscopter werden zudem nur jeweils mit einer Person besetzt, also entweder mit Rettungssanitäter, Notfallsanitäter oder Notarzt“, so Stärk. Ein Pilot hingegen ist nicht vorgesehen, der Rettungscopter ist ein vollkommen autonom fliegendes Fluggerät.
„Trotzdem sind die Kolleginnen und Kollegen an der Einsatzstelle nicht auf sich allein gestellt“, ergänzt Stärk, „mit dem Rettungscopter-Konzept können wir erstmals individuell benötigte Teams aus mehreren Personen an der Einsatzstelle zusammenstellen – und den Transport übernimmt dann der Rettungscopter mit dem passend qualifizierten Personal.“ Dafür ist jeder RTC mit einer Fahrtrage und der entsprechenden Medizintechnik vergleichbar der bodengebundenen Fahrzeuge ausgestattet.
Nach der gemeinsamen Erstversorgung geht es auf direktem Luftweg erschütterungsfrei, schonend und durch den vollelektrischen Antrieb des Rettungscopters leise in die weiterbehandelnde Einrichtung. Wird zur Patientenbehandlung während des Transports mehr als eine Fachkraft benötigt, so fliegt der zweite RTC dem ersten leer hinterher.
„Das Rettungscopter-System ist auch die ideale Antwort auf den Fachkräftemangel im Rettungsdienst. Wir finden derzeit nicht ausreichend Rettungs- und Notfallsanitäter, um den permanent steigenden Einsatzzahlen gerecht zu werden. Auch Notarztstandorte bleiben immer häufiger unbesetzt“, erklärt Abteilungleiter Rettungsdienst in der Landesgeschäftsstelle Thomas Stadler. „Dadurch, dass der RTC keinen Fahrer mehr braucht, multiplizieren wir unsere Ressourcen und verdoppeln die Schlagkraft des BRK-Rettungsdienstes in Bayern.“ Die Interventionszeiten würden so deutlich reduziert und die Hilfsfristeinhaltung optimiert.
Der Rettungscopter basiert auf dem Multicopter „Volocopter“ der deutschen Firma Volocopter GmbH aus dem badischen Bruchsal. Für den Einsatz in der Notfallrettung und im Krankentransport wird das Fluggerät zusätzlich modifiziert. Neben der BRK-typischen Warnbeklebung in leuchtrot und leuchtgelb erhält der Rettungscopter auch eine optische und akustische Signalanlage zur Einforderung von Sonder- und Wegerechten im Landeanflug an der Einsatzstelle. „Wir von Volocopter sind sehr stolz auf dieses Projekt, belegt es doch die Variabilität und Effizienz unseres Multicopters“, sagt Alex Zosel, Mitgründer der Volocopter GmbH. Perspektivisch möchte man die Zusammenarbeit mit dem BRK weiter ausbauen, beispielsweise im Bereich der Essenszustellung beim Essen auf Rädern oder in der humanitären Auslandshilfe.