· Pressemitteilung

12 Monate Bundes-Freiwilligendienst - eine Bilanz

BRK warnt vor staatlich gelenkten Jugendfreiwilligendiensten:

Mit einer Warnung vor zu starken staatlichen Eingriffen in die Freiwilligendienste FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) und BFD (Bundesfreiwilligendienst) blickt das Bayerische Rote Kreuz auf 12 Monate BFD in Deutschland zurück.


Entgegen eigener Befürchtungen bei der Einführung des neuen Dienstes ist das BRK mit knapp 800 Teilnehmern im BFD der größte Träger des neuen Freiwilligendienstes unter den bayerischen Wohlfahrtsverbänden. Anders als im FSJ engagieren sich im BFD deutlich mehr Männer als Frauen und obwohl der BFD - anders als der frühere Zivildienst - allen Altersgruppen offen steht, überwiegt auch beim BRK die Gruppe der unter 27jährigen. Damit ist auch dieser neue Dienst faktisch ein Jugendfreiwilligendienst geworden.

 

Trotz guter Teilnehmerzahlen kann im BRK der Wegfall der Zivildienstleistenden durch das Ende der Wehrpflicht nicht vollständig kompensiert werden, denn der BFD ist staatlich kontingentiert. Auch werden die Wohlfahrtsverbände vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BafZA) permanent mit neuen Ausführungsverordnungen konfrontiert. Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk: "Damit gerät der neue Freiwilligendienst zunehmend zum Spielball zwischen dem Bundesamt und den Wohlfahrtsverbänden. Anfang dieses Jahres wurde bekannt, dass das Bundesamt von den 35.000  BFD-Plätzen 12.000 für sich selbst gesichert hat". Damit wird das Bundesamt Genehmigungsbehörde und Wettbewerber um die Freiwilligen gleichzeitig. Dies kritisiert das BRK nachdrücklich. BRK-Präsidentin Christa Prinzessin von Thurn und Taxis: "Nach unserer Ansicht sollten Freiwilligendienste nicht beim Staat angesiedelt werden, die Freiwilligendienste müssen in der Verantwortung der Träger bleiben. Nur so können die Freiwilligendienste einen wirksamen Beitrag zur Entwicklung der Zivilgesellschaft leisten", sagt die BRK-Präsidentin.


Das BRK verfolgt mit einer gewissen Besorgnis die einzelnen Schritte des Bundesamtes. Mittlerweile herrschen bei nicht wenigen Wohlfahrtverbänden Befürchtungen, dass das Bundesamt langfristig ohne die Beteiligung der Wohlfahrtsverbände den BFD betreuen und verwalten will. Damit wird für die Wohlfahrtsverbände die Gewinnung von freiwilligen Nachwuchskräften erschwert.

 

Nachwuchsmangel vorprogrammiert

Über Jahrzehnte hatte Bayerns größte Hilfsorganisation viele Freiwillige aus dem Zivildienst für den Rettungsdienst und für soziale Berufe gewinnen können. Die ersten Erkenntnisse lassen den Schluss zu, dass diese Bereitschaft bei den neuen Freiwilligen geringer ausfällt. Vollkommen weggefallen sind junge Männer, die sich anstelle von Bundeswehr oder Zivildienst freiwillig für vier Jahre zum Kata¬strophenschutz verpflichtet hatten. Hier warnt das BRK langfristig vor einem Mangel an qualifizierten Helfern und fordert von der Staatsregierung geeignete Hilfen zur Nachwuchs¬ge¬winnung für diesen sensiblen Bereich.


Die Statistik im Überblick

Teilnehmer:
Von knapp 800 Teilnehmern sind etwa zwei Drittel männlich. Das ist wohl damit zu erklären, dass der BFD in den Augen vieler junger Menschen in der Tradition des Zivildienstes steht.

Bei den Altersgruppen sind die unter 27-Jährigen deutlich in der Mehrheit (84 Prozent).
Die mittlere Altersgruppe (28 bis 59 Jahre) ist mit 11 Prozent repräsentiert.
Einen sehr geringen Anteil haben die über 60-Jährigen mit 1 Prozent, konkret in Zahlen ausgedrückt: über 20 Freiwillige im BFD sind über 60 Jahre alt, zwei über 70 Jahre alt.

 
Einsatzbereiche: Die attraktivsten Einsatzbereiche im BFD beim BRK sind Fahrdienste zum Transport von Behinderten oder  Kindern oder "Menü-Bring-Dienste" (35 Prozent), gefolgt von Diensten in Kliniken und Krankenhäusern; im Krankentransport und in der Notfallrettung (17 Prozent) sowie der Einsatz in der Altenhilfe, in Altenpflegeheimen und Sozialstationen (16 Prozent).
Es folgt eine große Bandbreite weiterer Einsatzfelder: Behinderteneinrichtungen, Kitas, Schulen, Blutspendedienste und viele andere.

 
Thurn und Taxis: "Insbesondere die guten Teilnehmerzahlen bei der Kranken- und Altenpflege machen uns Hoffnung, dass sich viele junge Menschen während des Freiwilligendienstes für einen späteren Berufseinstieg in diesen Bereich entscheiden. Denn der Mangel an Pflegekräften wird sich in den nächsten Jahren noch zuspitzen. Deshalb fordern wir, dass die Bundesmittel für die Freiwilligendienste aufgestockt werden, um jedem Interessenten die Teilnahme zu ermöglichen."